Trauerbewältigung

Trauerbewältigung ist ein langer Weg

Jeder Mensch verarbeitet die Trauer anders, doch immer ist die Trauerbewältigung eine schwere Arbeit. Einige finden sich recht schnell wieder im Alltag ein, andere brauchen lange, um sich aus ihrer Schockstarre lösen zu können, manche Menschen scheinen den Tod eines Angehörigen nie zu verwinden und können nie wirklich Abschied nehmen. Trauern ist wie das Stehen auf nur einem Bein. Das Leben, die innere Ruhe, die Existenz – alles gerät aus seinem Gleichgewicht. Man droht zu kippen. Zu fallen. Mit einem Mal wird ein Teil von uns weggerissen und wir müssen jetzt auf einem Bein stehen und gehen lernen. Ein ungeheurer Kraftakt steht uns während dem langen Weg der Trauerbewältigung bevor:

  • Die Todesnachricht.
  • Der Schock.
  • Die Emotionen.
  • Das Organisatorische.
  • Die Leere.
  • Die Neuausrichtung.

Außerdem ist auch die Konfrontation mit den anderen Hinterbliebenen eine schwere Herausforderung.

  • Wie tröstet man Vater oder Mutter, wenn gerade der Partner gestorben ist?
  • Wie fängt man Kinder auf, die einen Elternteil verloren haben?
  • Wie kann man auf Eltern zugehen, denen ihr Kind genommen wurde?

Wir sind mit einem Male in einer Situation, die wir noch nie so erlebt haben. Wir müssen Abschied nehmen, im Alltag funktionieren und das, obwohl wir am Trauern sind.

Trauerbewältigung

Trauer – Gefahr der Isolation?

Der Zustand der Trauer ist nicht einfach. Weder für uns trauernden Hinterbliebenen, noch für die Menschen, die in dieser Zeit mit uns zu tun haben. Soll man uns Trauernden in Watte packen? Einfach so tun, als sei nichts passiert? Brauchen wir Mitleid? Wie können Arbeitskollegen uns begegnen? Wie viel unserer Trauer vertragen Freunde und Bekannte? Wir Menschen in Trauer sind „komplizierte“ Zeitgenossen. Wir wissen selbst nicht, was wir brauchen und was uns helfen kann. Kaum jemand kann nachempfinden, wie es uns mit diesem Verlust geht. Wir sind ratlos bei der Frage, was wir tun könnten oder tun sollten. Der Abschied und die Trauer bringen die Gefahr der Isolation. Vielleicht ziehen wir uns zurück. Eventuell zieht sich unser soziales Umfeld von uns zurück. Menschen, die trauern, wirken belastend. Isolation mag in so manchem Moment genau das richtige sein. Zeit alleine, in der man sich Tränen und Schmerz hingeben kann. Zeit, in der man alles um sich herum ausblendet und sich ganz tief in die Trauer begibt. Abstand vom Alltag, der einen viel zu schnell einholt, einen sicheren Raum, wo man auf die eigene Weise trauern kann. Der Rückzug kann hilfreich sein. Doch zu viel Isolation macht krank.

Wie trauert man „richtig“?

Zeit der Trauer – Zeit der Erkenntnis

Die Trauerbewältigung ist ein individueller Prozess, für den es keine „Gebrauchsanleitung“ gibt. Jeder muss für sich alleine herausfinden, wie man mit dem Abschied von einem geliebten Menschen umgeht. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, auf sich aufzupassen. Ein Todesfall in der Familie oder im engen Freundeskreis lähmt. Er schnürt einem den Atem ab. Die Phase der Trauer erlaubt Traurigkeit, erfordert zugleich auch das Loslassen. Abschied nehmen. Den Verstorbenen „gehen zu lassen“. Sich daran zu gewöhnen, dass dieser Mensch nicht mehr unter uns weilt. Man ihn nicht mehr in die Arme schließen wird, man nicht mehr die körperliche Nähe erleben kann, die noch vor Kurzem eine Selbstverständlichkeit war. Abschied nehmen muss man auch von all den Plänen, die man geschmiedet hat. Von all den Dingen, die wir gemeinsam mit unserem Verstorbenen noch erleben wollten. Von allen Worten, die noch nicht gesagt wurden. Von all den Entschuldigungen, die wir hätten lange schon aussprechen wollten, es aber nicht getan haben. Es ist ein geliebter Mensch von uns gegangen, aber mit ihm auch Hoffnung, Träume, Wünsche, Ziele. Diese Dinge werden uns jetzt bewusst. Unser ganzes Lebenskonzept ist mit einem Male aus den Fugen geraten.

Trauern – Den Weg zurück ins Leben finden

Die Trauer ist das Reagieren auf den Tod eines Nahestehenden. Ein Zustand, in welchem uns alles erlaubt sein sollte, was uns dabei hilft, wieder zu uns selbst und ins Leben zurückzufinden. Dazu gehört es, sich zurückzuziehen, zu weinen, mit dem Schicksal zu hadern, uns an den Abschied zu gewöhnen. Der Alltag, die alltäglichen Verpflichtungen, der Job – das alles kann und darf eine Weile auf „AUS“ geschaltet werden. Die Trauerbewältigung ist der Prozess, der uns bevorsteht, um den ersten großen Schmerz in der Trauer zu bewältigen. Mit dem Trauerjahr wurden trauernden Menschen über viele Generationen hinweg bestimmte Verhaltensweisen abverlangt. Zeitlich befristet. 365 Tage lang musste betrauert werden, nach einem Jahr voll Trauer hatten Hinterbliebene die Trauer abzulegen. Doch die Bewältigung lässt sich nicht in ein zeitliches Korsett pressen. Menschen brauchen zum Verarbeiten so lange, wie sie brauchen.

Trauerbewältigung – was heißt das?

Der Trauerprozess ist eine Entwicklung. Von Schockstarre über Realisierung und Resignation bis hin zu jenem Punkt, wo man sich wieder im Alltag eingefunden hat. Der lange Weg bis dorthin ist die Trauerbewältigung. Das Durchleben des tiefen Schmerzes, die Auseinandersetzung mit der Einsamkeit, das Akzeptieren und das Abschiednehmen, das Loslassen. Vom Toten und vom vorigen Lebensabschnitt. Das Wiedereinfinden auf den Weg in die Normalität.

Denken Sie an Ihre Gesundheit

Die Überschrift meines Artikels lautet „Gesund Trauern – Ein langer Prozess„. Damit Sie die Trauer bewältigen können, nehmen Sie sich Zeit. Setzen Sie sich nicht unter Zeitdruck. Lassen Sie sich nicht durch das Trauerjahr unter Druck setzen oder in eine Pflicht pressen. Gewähren Sie sich alle Schritte der Trauerbewältigung. Weinen Sie, hadern Sie mit Ihrem Schicksal, lassen Sie sich hängen und vernachlässigen Sie, wenn es Ihnen gut tut. Bitten Sie Verwandte und Freunde um Hilfe. Trauer ist anstrengend, genauso wie das Stehen auf einem Bein. Lassen Sie Verzweiflung zu, aber achten Sie auf Ihre Gesundheit. Dazu gehört, dass die Phasen bis zur Trauerbewältigung durchlaufen werden. Dazu gehört aber auch, sich selbst davor zu bewahren, in eine Depression zu verfallen und nicht mehr aus diesem Trauertal hinauszufinden. Versuchen Sie zwischendrin immer, Kopf und Emotionen bewusst eine Auszeit vom Trauern zu verschaffen. Dies ist schwer, doch ich halte es für eine gute Methode, die man erlernen kann und sollte.

Wie ich meine Trauer erlebe

Mir hilft es enorm, zu wissen, dass ich mich nicht in ein Trauergefängnis einschließen lasse und ich mich nicht irgendwelchen Erwartungshaltungen stellen muss. Ebenfalls sehr, sehr hilfreich: Ich will und werde mich nicht für immer verabschieden. Gläubig bin ich nicht. Gar nicht. Dennoch habe ich die innere Gewissheit, dass dieser Abschied von meinem Mann nicht für ewig sein wird. Tief in mir drin begleitet er mich jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde. Ich habe sehr schnell gelernt, loszulassen. Loslassen von der körperlichen Nähe. Mehr muss ich nicht – und mehr müssen Sie auch nicht.

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